"Bittersweet Symphony"Kapitel 21 – "Just Visiting" Alex kam erst als Beth schon im Bett lag aus dem kleinen Gästebadezimmer. Mit frisch geputzten Zähnen und nichts weiter als einer seidenen Pyjamahose am Leib trat er in den gemütlich eingerichteten Raum, den Josef ihm und dem Engel über die Weihnachtstage zugeteilt hatte. Nervös strich Beth die Bettdecke über ihrem Körper glatt. Den ganzen Tag über hatte sie sich nach Alex' Nähe gesehnt, doch jetzt war die Vorstellung mit ihm dieses große, gemütliche Doppelbett zu teilen so aufregend, dass ihr das Atmen schwer fiel. Die kuschelige Bettdecke schien sie plötzlich wie eine schwere Last zu erdrücken. So fühlte es sich zumindest an, aber trotzdem hatte Beth sie bis unter das Kinn gezogen. Ihr Blick fiel auf seine nackten Füße, wie sie über den Teppich langsam auf das Bett zusteuerten. Alex räusperte sich leise, löschte das Licht und hob die Decke auf seiner Seite des Bettes an. Beth wagte nicht sich zu rühren und auch Alex verhielt sich merkwürdig scheu. Obwohl die beiden in den letzten Tagen so vertraut miteinander geworden waren wirkte es plötzlich irgendwie fremd gemeinsam ,ins Bett zu gehen', fast so als wären sie ein richtiges Pärchen.
Ein geflüstertes "Danke", von Alex durchbrach die Stille im Raum und ließ Beth aus ihren Gedanken hochschrecken.
"Für was?" fragte Beth in die Dunkelheit. Sie spürte wie sich die Matratze unter seinen Bewegungen bewegte, er schlüpfte zu ihr und ein kalter Luftzug stahl sich mit seinem Körper zusammen unter die Decke. Mutig legte er einen starken Arm um sie und Beth drehte sich wie ferngesteuert auf die Seite um sich in seine warme Umarmung zu kuscheln. Durch ihr dünnes Nachthemdchen konnte sie die nackte Haut seines Oberkörpers an sich spüren. Sein Atem traf auf ihren Nacken, während er sie noch ein kleines Stück weiter an sich zog. "Dafür, dass du mir meinen besten Freund zurück gebracht hast", sprach er mit gedämpfter Stimme. Sie antwortete nicht, zu schnell schlug ihr Herz und zu zittrig ging ihr Atem, als dass sie fähig gewesen wäre ein Wort über die Lippen zu bringen. Wie sollte sie je Schlaf finden, wenn ihr sein Schoß, die starke Brust und sein weicher Mund so nah waren. Als würde Alex ihre Aufregung spüren schlang er die Arme noch etwas fester um ihre schlanke Silhouette und Beth merkte wie sie langsam entspannte. Es fühlte sich geborgen an einfach mit ihm dazuliegen. Und wenn da nicht wieder dieser Sog von Oben gewesen wäre, hatte Beth geglaubt, dass sie ewig so in seinen Armen liegen könnte, ohne auch nur einen Moment Angst, Leid oder Schmerz zu erfahren. Sie fühlte sich so beschützt, so geborgen. Beth versuchte das Zerren und Ziehen zu ignorieren, so wie sie es in letzter Zeit immer getan hatte. Sie wollte noch nicht zurück...noch nicht weg von ihm..
Ohne eine Minute die Augen zugetan zu haben beobachtete Beth am nächsten Morgen das Aufwachen ihres Schützlings. Sie hatte sich zu ihm gedreht, lag auf der Seite und hatte den Kopf auf dem Arm aufgestützt. Fasziniert betrachtete sie seine Mimik. Wenn er schlief sah er so friedlich aus. Fast wie ein kleiner Junge. Beth sah, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legte als er sich auf den Rücken drehte und entspannt die Arme über den Kopf hob um sich wach zu strecken. Er hielt die Lider noch einen Moment geschlossen und gab ein verschlafenes Geräusch von sich, während sein Lächeln von Sekunde zu Sekunde breiter wurde. Offensichtlich hatte er im Gegensatz zu Beth sehr gut geschlafen. Als er seine Augen öffnete und verliebt zu der Frau an seiner Seite blickte, bemerkte er nicht ihren verzweifelten Griff am Bettlaken.
Für Beth war der Sog fast nicht zu ertragen. Es zog plötzlich so heftig an ihr, dass sie das Gefühl hatte in zwei gerissen zu werden und der Engel spürte auch, was der Grund für die stetig ansteigende Kraft von Oben war. Sie musste zurück. Sie musste gehen und ihn verlassen, weil er glücklich war. "Morgen", murmelte Alex träge und wollte sie erneut in seine Arme ziehen, doch Beth stieß sich von ihm weg und sprang förmlich aus dem Bett.
"Ich glaube das ist keine gute Idee!" sagte sie mit belegter Stimme. Alex verstand nicht was auf einmal an seiner Umarmung schlecht sein sollte. Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, als er sah, wie sein Engel schnell den Morgenmantel über ihre zierliche Figur - welche übrigens wahnsinnig sexy in dem kleinen, seidenen Nachthemdchen wirkte - warf. "Alex, die Sache mit uns ist...“, Beth sah ganz verstört aus, als sie versuchte die Worte zu finden, die ihn nicht glücklicher, aber auch nicht unglücklicher machen sollten und sie spürte wie das Drängeln von Oben etwas nachließ. Der Sog wurde noch schwächer als ein leichtes Schmollen auf Alex Gesicht erschien. Sie war also auf dem richtigen Weg und trotzdem waren da diese schmerzlichen Stiche in ihrem Brustkorb...
Die Sache mit uns…das klang wie der armselige Versuch mit ihm Schluss zum machen, ohne seine Gefühle zu verletzten, bemerkte Beth aber was hätte sie statt dessen sagen sollen?...Alex ich spüre wie glücklich du bist, deshalb muss ich dir das Herz brechen, damit ich bei dir bleiben kann? Was für eine ausweglose Situation! War das die Bestrafung dafür, dass sie sich in ihn verliebt hatte?
"Was ist mit der SACHE zwischen uns?" fragte Alex mit einem scheuen Blick direkt in ihre Augen.
"Ich möchte nicht, dass du denkst wir wären...", Beth stoppte. Sie musste all ihre Kraft aufwenden um ihn emotional von sich zu stoßen. Denn am liebsten hätte sie sich bei ihm unter der Decke versteckt und wäre den ganzen Tag nicht wieder aufgetaucht. Alex setzte sich auf und stützte den entblößten Oberkörper gegen das Kopfteil. Der glückliche Ausdruck auf seinem Gesicht war einem Fragezeichen gewichen. "Wären was, Beth?"
"Nur weil zusammen in einem Bett schlafen und weil wir uns geküsst haben.. - und du mir Gefühle gezeigt hast, die göttlicher sind als ein Platz im Himmel und ich mich Hals über Kopf in dich verliebt habe - fügte sie in Gedanken dazu, "… heißt das nicht, dass ich vergessen habe, dass du nur mein Auftrag bist."
"Nur dein Auftrag?" fragte Alex und sein scheuer Blick wandelte sich in ein wütendes Funkeln. Er überlegte einen Moment: "Und deinem nächsten Auftrag machst du dann auch schöne Augen?" Alex zuckte innerlich. Die Frage klang beleidigender als er es geplant hatte. Bis vor ein paar Minuten erschien ihm dieser Morgen noch so perfekt. Neben ihr aufzuwachen, war wie ein Morgen am Strand, wenn die warme Sonne auf die Haut strahlte und die Wellen im Hintergrund rauschten. Einfach traumhaft…….und jetzt war alles was bis eben noch so klar erschien plötzlich kompliziert. Er war sich sicher gewesen, dass sein Engel auch diese Magie zwischen ihnen gespürt hatte, also warum sagte sie auf einmal solche verletzenden Sachen? Alex stand auf und trat mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht einen Schritt an Beth heran. Gerade wollte er sich für diesen blöden Satz entschuldigen, doch der blonde Engel wich zurück und sah nun selbst verletzt aus.
Beth unterdrückte die aufkommenden Tränen, als Alex ihren Namen aussprach und dabei eine imaginäre Friedensfahne schwang. "Beth...Es tut mir leid. ich hätte das nicht..", er wollte ihre Schulter berühren aber sie entfernte sich einen weiteren Schritt von ihm. Seine Frage erschütterte sie bis ins Mark. NIEMALS würde sie so für einen anderen Auftrag empfinden wie für ihn. Schon allein der Gedanke an einen anderen Auftrag ließ ihren Magen verkrampfen. Mit verschwommenem Blick drehte sie sich ruckartig zu ihm. So schnell, dass ihre blonden Locken flogen. "Du weißt doch auch, dass das hier keine Zukunft hat", brach es aus ihr hervor. Herrje, das Gespräch lief plötzlich aus dem Ruder und es tauchte ein Thema auf, dass beide bisher verdrängt hatten. "Ich bin kein Mensch", klagte Beth mit einer Aggression in der Stimme, die Alex zuvor noch nie gehört hatte. Ihr Blick haftete auf dem weichen Teppich zu ihren Füßen.
"Es geht doch nicht darum was wir sind. Es geht darum was wir fühlen", wand er ein. Alex hatte eigentlich noch nicht vorgehabt ihr seine Gefühle zu offenbaren aber wenn es nötig war, um die Situation zwischen ihnen zu entschärfen, dann würde er ihr einfach sagen, dass er sich in sie verliebt hatte. Verdammt es brannte ihm schon eine ganze Weile auf der Zunge. Er neigte den Kopf, suchte ihren Blick. "Beth? " begann er leise.
Als Beth zu ihm noch sah hoffte sie, dass er die Tränen in ihren Augen nicht bemerkte. "Mein Platz ist nicht hier auf der Erde, sondern…", seufzte sie kaum hörbar und konnte den Satz nicht vollenden, weil Alex auch schon die Worte von ihren Lippen küsste, als könnte er sie damit ungeschehen machen. Doch der Kuss wurde in der nächsten Sekunde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
Alex zuckte heftig zusammen und schluckte den rüden Fluch herunter der ihm, aufgrund dieser Störung auf den Lippen lag. „Herein“, knurrte er finster. Sein Herz pochte wie ein Presslufthammer, in seinem Inneren braute sich ein emotionaler Sturm zusammen, während Beth verlegen mit der Kordel ihres Morgenmantels spielte. Die Tür öffnete sich lautlos und dann steckte Josef seinen Kopf ins Zimmer. „Ah, ihr lebt also doch noch“, stellte der Vampir schmunzelnd und mit ungewohnt guter Laune fest. Seine braunen Augen wanderten von Beth zu Alex und ruhten einen Moment auf dem leicht geröteten Gesicht seines besten Freundes. „Ich hab mich schon gefragt ob ihr zwei Turteltäubchen und dieses Zimmer nie wieder verlassen wollt. Solltest mal bisschen Sonne tanken man, sonst bist du am Ende noch bleicher als ich“, fuhr er grinsend fort, klatschte zweimal in die Hände und fügte rasch an: „Also auf! Wir haben heute noch viel vor!“ Zwei fragende Augenpaare richteten sich auf ihn.
„ Haben wir?“ hakte Alex nach. Woraufhin sein Freund eifrig nickte. „Ja, ich habe vor heute Abend eine Dinner Party zu geben und ihr zwei seid herzlich eingeladen.“
Alex zog schmunzelnd eine Braue hoch „ Dinnerparty? Du weißt aber schon, dass man bei einem Dinner, na ja… isst. Du… isst?“ Josef stieß ein Lachen aus. „Nein mein Freund, ICH sorge für die richtige Atmosphäre.“ Er zwinkerte Alex geheimnisvoll zu.
Beth hatte während der ganzen Zeit kein Wort gesagt, der sonst so vergnügte Engel schien gar nicht wirklich anwesend zu sein. Alex ahnte was los war. Er konnte es in ihren glanzlosen Augen sehen. Sie war verletzt wegen dem Streit.
„ Beth?“, fragte er leise „ Möchtest du heute Abend auf Josefs Party gehen?“
Der blonde Engel zuckte lustlos die Schultern „Weiß nicht… ich habe nichts anzuziehen. Zumindest nichts was glamourös genug ist…“, entgegnete sie monoton.
In Wahrheit wollte sie nicht hin, weil sie es nicht ertragen würde in seinen Armen zu sein, wenn sie doch wusste, dass sie ihn- den Mann in den sie sich verliebt hatte- schon bald für immer verlassen musste. Sie schluckte erneut die Tränen herunter die in ihren Augen aufstiegen.
Alex bemerkte wie niedergeschlagen sein Engel war. Er konnte den Schmerz in ihrem Gesicht sehen. Es war, als hätte der immerzu strahlende Engel sein Lächeln verloren.
Ihr Anblick brach ihm das Herz und er musste immerzu an ihren einen Satz denken.
Du weißt doch auch, dass das mit uns keine Zukunft hat…„Mach dir mal darum keine Sorgen, ich glaube ich habe da jemanden der dir dabei helfen kann das perfekte Kleid für heute Abend zu finden“, hörte er Josefs Stimme in der unerträglichen Stille.
Sein Freund warf einen Blick über die Schulter und durch die Tür kam eine hübsche Frau mit rotbraunen Haaren. „Beth, Alex ich möchte euch jemanden vorstellen. Das ist Sarah.“
Die junge Frau schenkte Beth ein warmes aufrichtiges Lächeln und zog sie in eine herzliche Umarmung, so als würden die beiden sich schon immer kennen und obwohl sie eine Fremde war, fand Beth Josefs Freundin auf Anhieb sympathisch. „ Hallo Beth, schön dich kennen zu lernen“, grüßte Sarah. Beth konnte die Freude nicht richtig erwidern, noch immer war ihr das Herz schwer vor Kummer, dennoch versuchte sie tapfer zu sein und rang sich ein schwaches Lächeln ab.
„Du brauchst ein Abendkleid?“ fiel Josefs wunderschöne Freundin nun mit der Tür ins Haus. Fügte dann jedoch ein verlegenes: „Entschuldige ich wollte nicht lauschen. Soll ich dir mal etwas verraten Beth? Ich kenne eine fantastische Boutique außerhalb der Stadt, dort haben sie märchenhafte Kleider und ich wette wir finden genau das richtige für dich.“
Sarah streckte Beth ihre Hand hin. „Was hältst du davon, wenn wir zwei unsere Männer jetzt mal allein lassen?“ Sie zwinkerte liebevoll. „ Immerhin haben sie sich ganz sicher eine Menge zu erzählen. Und wir zwei Süßen machen uns einen richtig schönen entspannten Mädelstag. Mit Maniküre, Beauty Spa und allem was dazu gehört.“
Maniküre? Beautyspa?Beth verstand nur Bahnhof. Sie zögerte einen Moment. Vielleicht war es ja gar keine so schlechte Idee, mit dieser erfrischenden netten Frau den Tag zu verbringen.
Vielleicht musste sie einfach einmal raus, weg von Alex… damit sie sich ganz langsam von ihm entwöhnen konnte. Dann konnte sie schon einmal ausprobieren wie es war, ohne ihn zu sein und am Ende würde es vielleicht nicht ganz so schrecklich weh tun. Zwar schnürte der Schmerz ihr noch immer die Kehle zu und ihr Herz fühlte sich an, als würde eine Eisenschlinge es zerquetschen aber ein bisschen Ablenkung würde ihr möglicherweise helfen damit fertig zu werden… möglicherweise. „Okay. Gute Idee“, stimmte sie schließlich zu, klang jedoch wenig enthusiastisch.
Als Sarah den leicht überforderten Engel aus dem Zimmer schob, machte Alex einen unnötigen Schritt den beiden Frauen hinterher. Er stoppte, fuhr sich unruhig mit den Fingern durch die Haare und sah plötzlich ganz verloren aus. „Bis später, Beth…“, rief er den beiden, von Beth ungehört nach. Es war offensichtlich, dass es ihm schwer fiel den Engel gehen zu lassen.
Leicht besorgt wand er sich zurück zu Josef: „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Diese Welt ist für sie wie das Wunderland für Alice… Beth kennt nicht einmal einen Kühlschrank, wie soll sie sich da in einer Luxus-Boutique zurechtfinden? Wenn ihr nun…“
„ Alex!“ rief Josef und beinahe wäre er, der sonst so coole Vampir, der seine Emotionen hinter Fassaden verbarg in schallendes Gelächter ausgebrochen. Der Anblick, wie sich sein bester Freund zusehends in ein aufgescheuchtes Huhn verwandelte war einfach zu köstlich.
„… etwas zustößt? Wenn sie sich verirrt oder…“
„ Stopp! Alex hol mal Luft! Deinem Mädchen wird nichts passieren. Sie ist nicht allein da draußen und ich habe mein vollstes Vertrauen in Sarah. Jetzt komm mal wieder runter, du tust ja geradezu so, als wäre sie ein kleines Kind, und du müsstest ihre Hand halten. Ich schwöre dir bei allem was mir heilig ist, dass ich sie dir gesund und in einem Stück zurück bringe, okay? Nicht eine ihrer schönen goldenen Locken wird ihr fehlen.“
Alex Atem war bedenklich schnell aus seinen Lungen gewichen. Für einen Moment stand er nahe davor zu Hyperventilieren.
Josefs warmer Blick und der Klang seiner Stimme wirkte beruhigend. Seine wachsamen Vampiraugen musterten Alex eine Weile mit besorgtem Ausdruck: „ Hey, was ist denn los, du ziehst ne Mine wie 100 Tage Regenwetter. Ist alles okay mein Freund?“
Alex nickte. „ Klar. Alles bestens.“ Doch der wackelige Unterton in seiner Stimme blieb dem empfindsamen Gehör eines Vampirs nicht verborgen. Josefs Blick glitt von Alex unspektakulärem Shirt zu seinen löchrigen Jeans. „Nimms mir nicht Übel aber du kannst unmöglich so zu meiner Dinnerparty kommen.“ Er schüttelte missbilligend den Kopf
Als der Angesprochene irritiert die Brauen hob, fügte Josef an „Du brauchst einen Anzug! Hopp, Hopp was stehst du hier noch rum? Auf in die Lobby mit dir, mein Stylingberater Luigi wartet schon auf dich.“