"Bittersweet Symphony"Kapitel 22 – "time for romance" Beth saß auf dem Rücksitz einer geräumigen Limousine und schaute stumpf zu den vorüberziehenden Bäumen, durch das beschlagene Glas, der leicht getönten Scheibe. Schon die ganze Zeit über hatte sie sich ihren hübschen Kopf darüber zerbrochen, was sie tun sollte, um das Unvermeidliche zu verhindern. Es musste doch irgendetwas geben… irgendetwas das sie tun konnte um bei ihm zu bleiben? Ja, das gab es. Es lag ganz eindeutig auf der Hand. Sie durfte ihn eben nicht glücklich machen. Beth seufzte innerlich, fröstelte trotz der angenehmen Innenraumtemperatur. Sie hatte ihm Josef zurückgebracht und im Grunde sollte sie nicht so egoistisch
sein, sondern sich für Alex freuen. Gerade als der Engel die Lider schloss, drang eine sanfte Stimme vom Nebensitz zu Beth durch. „ Warum bist du so traurig? Sag bitte wenn ich zu indiskret werde, aber du wirkst schon seit wir losgefahren sind so bedrückt. Ist es wegen Alex? Habt ihr euch gestritten oder so?“ Die Art wie Sarah zu ihr sprach war nicht aufdringlich, sondern eher ein vorsichtiges Herantasten.
Beth stieß einen Seufzer aus. „Ja, es ist so kompliziert…Ich habe mich in ihn verliebt. Noch nie
habe ich so etwas Schönes gefühlt.“ Tränen brannten in ihren Augen, die sie tapfer wegblinzelte. Aber ich kann nicht bei ihm bleiben“, schluchzte sie.
Sarah schluckte, ihre Augen waren so warm, wie alles andere an ihr. Beth fand, dass sie fantastisch zu Josef passte, sie war der totale Gegensatz zu seiner kühlen, in sich gekehrten Art.
Wahrscheinlich das fehlende Puzzlestück, um Josef zu vervollständigen. Alex war ihr fehlendes Puzzlestück. Sie hob den Blick kurz gegen den Himmel und fragte sich wie lange es wohl noch dauern würde, bis man sie auseinander riss.
„Hey… ist ja gut… das… das wird schon wieder… Weißt du, das mag jetzt verrückt klingen, aber ich kann verstehen wie du dich fühlst. Als ich mich in Josef verliebt habe, gab es oft diese Momente, in denen ich dachte unsere Beziehung wäre aussichtslos. Genau wie du glaubte ich, dass ich am Ende gehen muss, weil er… na ja… du weißt schon…“
Als Sarah Inne hielt nickte Beth langsam mit dem Kopf. Ihre Kehle fühlte sich an wie Schmirgelpapier „Weil er kein Mensch ist“, beendete Beth Sarahs Satz und konnte nicht verhindern, dass eine
kleine Träne ihre Wange herunter kullerte. Sarah zog die Blondine in eine tröstende liebvolle Umarmung. „Es gibt für alles eine Lösung… Wenn du Alex wirklich liebst und er dich, dann gibt es kein Hindernis, das ihr nicht überwinden könntet. Denn weißt du es kommt doch nicht darauf an was wir sind sondern…“ Jetzt musste Beth erst recht weinen: „ Was wir fühlen?“
Genau die gleichen Worte hatte Alex benutzt, als sie sich gestritten hatten. Als sie den Streit heraufbeschworen hatte. Und warum hatte sie all das getan? Weil der egoistische und selbstsüchtige Teil ihres
Herzens so herausfinden wollte, ob es sie war, die ihn glücklich machte…
„Genau“, stimmte Josefs Freundin zu. „Und wenn er noch nicht weiß,
was du für ihn empfindest, dann solltest du es ihm sagen.“
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Als der Wagen einige Stunden später auf Josefs Anwesen zu rollte, rief Beth sich immer wieder Sarahs liebevolle Worte in den Sinn. Sag ihm was du fühlst…sag ihm was du fühlst… dass du dich in ihn verliebt hast. Wie ein Mantra erschienen dem Engel die Worte und doch wusste sie nicht, wie sie es aussprechen sollte. Was würde es ihr auch bringen, wenn Alex wüsste, was sie für ihn fühlt? Sie hatte ihren Auftrag erledigt. Alex war wieder glücklich, das bedeutete für sie, dass sie bald gehen müsste.
„Du siehst wirklich bezaubernd aus“, flüsterte Sarah mit einem zarten Lächeln, als der Chauffeur den beiden Frauen die Wagentür aufhielt. Und das tat sie weiß Gott: Beth hatte sich ihre goldene Lockenmähne zu einer edlen Hochsteckfrisur stylen lassen. Einige kleine Strähnen fielen ihr ins Gesicht und gaben Einige kleine Strähnen fielen ihr verspielt ins Gesicht und ergaben zusammen mit dem zarten goldenen Kettchen, welches Alex ihr geschenkt hatte, das perfekte romantische Outfit.
Ihre Lippen hatte sie mit einem Hauch von Lipgloss betont und dunkles Mascara verlieh ihren langen Wimpern einen unwiderstehlichen Touch.
Das Kleid, für welches sie sich entschieden hatte brachte ihre zierliche Figur perfekt zur Geltung. Es war aus fließendem weinrotem Samt, der asymmetrische, teils Trägerlose Schnitt ging ihr bis zu den Knien. Eine Goldene Schleife umspielte ihre Taille. Es schien wie gemacht für einen Engel. Beth’ Knie zitterten, vor Aufregung und zugleich vor Angst Weil sie sich auf den hohen Absätzen fühlte, als müsste sie über rohe Eier laufen.
Sarah bot ihr ihren Arm, damit sie sich unterhaken konnte. Josefs Freundin hatte ein dunkelblaues eng anliegendes Kleid gewählt, mit tiefem Ausschnitt und freiem Rücken. Sie bewegte sich so sicher auf ihren High Heels, als würde sie ihr Leben lang nichts anderes tun.
Beth Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie die Flügeltüren zum Saal aufstieß. Was sie sah raubte ihr den Atem: Der Saal war festlich geschmückt, ein Kaminfeuer loderte in einer kuscheligen Sitzlounge. In der Mitte des Raumes stand ein wunderschöner Tannenbaum. Die Kerzenleuchter auf der, im Gegensatz zum Rest des Raumes, schlicht dekorierten Tafel spendeten ein warmes Licht.
Beth blickte sich suchend um. Wo war Alex?
„ Ah da sind sie ja!“ Josef stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Alle Achtung Ladys ihr seht bezaubernd, nein geradezu umwerfend aus.“ Er legte seiner Sarah einen Arm um die schlanke Mitte und hauchte ihr eine Kuss zu. Kaum hatte der Vampir den Satz beendet flog auch schon die Tür auf und ein nach Luft schnappender Alex rannte in den Raum.
Beth klappte den Mund auf. Oh mein Gott….Chefin, sie haben ganze Arbeit geleistet, als sie diesen Mann erschaffen haben. Er sieht fantastisch aus. Ihre Augen folgten jeder seiner langen Schritte und je näher Alex ihr kam, desto schneller pochte ihr Herz. Ihre Wangen begannen zu glühen und ein Kribbeln jagte durch ihren Körper. „Hi“, sagte sie schüchtern, die großen blauen Augen huschten über seinen Maßgeschneiderten dunklen Anzug.
„Hey“, erwiderte Alex leise. Er bemerkte ihre bewundernden Blicke und musste gleich an Luigis Worte denken. „Sie sehen fantastico aus!“ hatte der italienische Stylberater geschwärmt, „…Wirklich. So werden die Senorinas ihnen zu Füßen liegen.“ Eigentlich hoffte Alex, dass ihm nur eine Frau zu Füßen lag. Beth. Er ließ den Blick langsam von ihren Absätzen über ihre langen nackten Beine gleiten. Sein Herz machte einen Sprung, Hitze stieg in ihm auf. Seine Kehle wurde eng, als er die Augen weiter ihren Körper erkunden ließ. Das zarte weinrote Kleid stand ihr, als wäre es nur für sie angefertigt. Die goldene Schleife an Beth Taille mochte Alex besonders gern.
Sie sah himmlisch aus. Er konnte sich gar nicht satt sehen an ihr und wusste nicht welches Detail ihres Outfits er zuerst bewundern sollte. Schließlich schaute er ihr in die von langen dunklen Wimpern umrahmten Augen und strich ihr eine feine goldene Locke aus der Stirn.
„Beth du… du siehst schön aus“, war zwar nicht das was er eigentlich sagen wollte, denn es kam der Untertreibung des Jahrhunderts gleich, aber seine Stimme versagte noch während er sprach. Beth schenkte ihm ein weiteres dieser schüchternen Lächeln, die seinen Herzschlag in die Höhe trieben. Dann wurde das Knistern, welches sich zwischen den Engel und seinen Auftrag gelegt hatte durch ein tiefes Räuspern Josefs unterbrochen. „Nun, es freut uns, dass ihr zwei unsere Gäste seid, fühlt euch ganz wie zu Hause.“ Er warf Sarah einen verliebten Blick zu „Dann lasst uns Platz nehmen.“
Sie setzten sich an eine lange Tafel. Beth blickte sich erneut im Raum um „ Ähm… wann kommen denn die anderen?“ fragte sie ein wenig irritiert.
Josef musste grinsen. „Welche anderen? Oh hatte ich denn nicht gesagt, dass ihr die einzigen Gäste seid?“, fügte er gespielt unschuldig an und erhob sein Glas um einen Tost auszusprechen.
Irgendwie wollte das mit dem Stimmungsvoll nicht so ganz funktionieren, zumindest nicht von Beth und Alex Seite aus. Anstatt etwas zu trinken starrte Beth einfach nur teilnahmslos in den Rotwein und ihr Schützling trank ohne wirklich zu schmecken. Seine Bewegungen wirkten mechanisch, sein Blick war in die Ferne gerichtet. Er ließ die Mundwinkel hängen, hörte kaum was Josef eigentlich sagte. Als nach einer Weile ein Kellner Platten mit köstlich dampfenden Speisen auftischte, stocherte Alex lustlos in den Delikatessen herum, die man vor seiner Nase abstellte. Mehrmals piekste er mit der Gabel in ein Stück Filet, als wollte er es erstechen. Josef verfolgte das Szenario mit teils interessiertem, teils irritiertem Ausdruck in den Augen. „Alex das lebt nicht mehr, du kannst also damit aufhören es zu ermorden.“
Keine Reaktion.
Josef gab ein übertriebenes Seufzen von sich. „Sarah findest du nicht auch, dass die Stimmung hier wie auf einer Beerdigung ist. Vielleicht sollten wir mal was von Dashboard Confessional auflegen, damit diese Trauerfeier hier noch ein wenig besser zur Geltung kommt.“ Er erhob sich von seinem Platz und wollte auf die CD Sammlung zugehen, doch Sarah warf ihm einen eindringlich- mahnenden Blick zu. Sie schob ihren Freund in eine ganz andere Ecke. Geradewegs zu einem weißen Flügel.
Josef hob die Brauen „ Och nö. Das meinst du doch jetzt nicht ernst. Vergiss es Sarah, ich mach bei deinen Verkupplungsspielchen nicht mit.“, zischte er.
Josefs verneinendes Kopfschütteln wurde von Sarah ignoriert. Auf ihrem Gesicht erschien ein betörendes Lächeln, sie klimperte mit ihrem langen Wimpern „ Ach komm schon Josef, tu es für mich.“
Ehe er sich versah hatte sie ihn mit sanftem Druck auf den Hocker vor das Klavier geschubst. Sarah lehnte sich gegen das weiße Holz während ihr Zeigefinger sanft über seine Hand strich. Sie sah ihm tief in die Augen und Josef schmolz dahin. Jeglicher Widerstand war zwecklos, wenn sie ihn so ansah, dann hatte er das Gefühl, dass sein untotes Herz wieder schlug. Das musste einfach Liebe sein, denn sie war die erste und einzige Frau die sowas bei ihm bewirkte.
Er gab ein leises Brummen von sich, als sie ihm mit DIESEM Blick ansah. Dieser Blick, der ihn zu flüssigem Wachs in ihren Händen werden ließ. Dann schließlich glitten seine Finger über die Tasten die ersten Töne einer sanften Melodie erfüllten den Raum.
https://www.youtube.com/watch?v=MvU-I_ohMPY ( anklicken und Josef spielen hören)
Am Tisch regte sich etwas. „ Das ist aber kein Dashboard Confessional“, murmelte Alex vor sich hin, hob den Kopf und blickte sich nach der Quelle dieser lieblichen Töne um. Seine Augen durchsuchten den Raum, in der festen Annahme irgendwo eine Musikanlage ausfindig zu machen. Doch dann sah er seinen Freund, den Vampir, hinter einem weißen Flügel. Irgendwie war der Anblick eines Klavier spielenden Vampirs nicht nur vollkommen grotesk, sondern auch total ergreifend, denn dieses Lied, das er da zum Besten gab, durchströmte Alex Innerstes mit einer Wärme, von der er geglaubt hatte, sie niemals wieder fühlen zu dürfen. Es war seltsam befreiend.
Beth, die in völlige Lethargie erstarrt war, erwachte. Die Melodie berührte sie wie Magie. „Das klingt wunderschön!“ staunte sie und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Sie fing an sich zum Klang der Musik hin und her zu wiegen. Alex Mundwinkel hoben sich leicht an, er beobachtet den sich hin und her schaukelnden Engel. Der Stoff des weinroten Abendkleides umspielte ihren Oberkörper. Der Kerzenschein warf einen verführerischen Schatten auf ihren entblößten Hals.
Wie eine Marionette, die durch unsichtbare Fäden gesteuert wurde erhob sich Alex von seinem Stuhl und trat neben ihren Stuhl. „Beth?“ Der Engel lächelte zu ihm hoch und aus der Nähe betrachtet, konnte er die feinen Glitzerpartikel in ihrem Gloss erkennen. Sein Blick huschte wie von selbst über die Haut ihrer nackten Schulter. Er hielt ihr seine Hand hin. „Darf ich bitten?“
... tbc....
So ihr lieben langsam gehts zum Ende zu, aber wer weiß, vielleicht haben wir uns ja für morgen ein ganz besonderes Leckerli ausgedacht. Könnte gut sein, dass ihr zwei Kapitel bekommt