ÜBERRASCHUNG! Was denn? Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass wir eine Weihnachtsgeschichte SO enden lassen? Dass Alex unglücklich wird? Dass es kein Happy Ende gibt? Wir haben Weihnachten!!! NATÜRLICH gibt es ein Happy End. Frohe Weihnachten euch allen!"Bittersweet Symphony"
Kapitel 25 – 'Epiloge' „Das soll einer verstehen. Ich mache dir das Angebot, dass du bei mir, in diesem Traumhaus, mit diesem Ausblick….“, Josef breitete die Arme vor dem großen Panorama Fenster aus und ließ sich dann in das Sofa fallen während er weiter sprach. „….wohnen kannst und du willst trotzdem zurück in deine alte Bruchbude?“
Alex schüttelte den Kopf. „Ich hab dir schon viel zu lange auf der Tasche gelegen“, sprach er fröhlich und warf sich den schweren Rucksack über die Schulter. „Danke, dass ich bei dir wohnen durfte, aber ich glaube, jetzt komm ich wieder allein klar.“ Er hatte jetzt fast einen Monat in der herrlichen Villa verbracht, doch langsam wurde es Zeit wieder in sein eigenes Reich und dem damit verbundenen Alltag zurück zukehren. Natürlich war das Leben bei Josef komfortabler aber Alex kam sich langsam wie ein Schmarotzer vor, und dass obwohl er wusste, dass sein Freund mit Geld um sich warf wo er nur konnte. Er stellte sich direkt vor seinen Kumpel und sah ihm dankbar in die braunen Augen. „Josef, was du für mich getan hast war einfach…..“, Alex suchte ohne Erfolg nach den richtigen Worten. „Du hast mir die letzten paar Wochen das Leben gerettet, Mann. Ohne dich wäre ich mit Sicherheit an gebrochenem Herz zu Grunde gegangen.“
„Ohne mich und ohne in Whisky getunkte Männergespräche“, scherzte Josef. Sein Blick wurde sanft und die Farbe seiner Augen erinnerte Alex an schmelzende Schokolade. „Bist du sicher, dass du nicht noch eine Weile hier wohnen bleiben willst?“ Der Vampir mochte es ungern zugeben, aber ihm gefiel die menschliche Gesellschaft. Das Zusammenleben mit Alex erinnerte ihn an längst vergangene Jahre in Studenten-WGs und das war irgendwie erfrischend lebendig.
„Ich muss einen vernünftigen Schlafrhythmus wieder finden und ich muss zurück in meine Bude, auch wenn es dort keine Playstation mit Flatscreen, keine Pokerabende und keinen Mini-Kühlschrank für Zigarren gibt, es ist und bleibt mein Zuhause“, erklärte Alex seinem plötzlich so traurig dreinschauenden Untoten. Eine freundschaftliche Umarmung folgte und die beiden verabschiedeten sich auf möglichst männliche Art. „Machs gut, Alter. Wir sehen uns am Wochenende im Pub?“ fragte Alex, schon mit dem Fuß auf der Türschwelle.
„Natürlich, ich werde mir deinen ersten, überdachten Auftritt nicht entgehen lassen.“ Josef nahm die Hände hinter dem Rücken zusammen und blickte Alex nach, als er mit großen Schritten auf das eiserne Eingangstor zu dem Anwesen zulief. Es war heller Tag und die Sonne ließ die Haare seines sterblichen Freundes glänzen. Der Vampir blieb im dunklen Hausflur zurück. Es war schwer diesen Menschen gehen zu lassen, aber es war richtig. Er würde im Hintergrund wachen und ihm zur Seite stehen, wann immer sein Freund ihn brauchte. Mit einem kleinen Seufzer schloss Josef die Tür. Alex war da wo er hingehörte: Im Licht, im Leben.
Sein Zimmer sah noch genau so aus, wie er es verlassen hatte. Es schien so viel Zeit seit dem vergangen zu sein und doch war alles noch ganz frisch in seiner Erinnerung. Vor allem jetzt, wenn er die Spuren sah, welche sie hinterlassen hatte. Angefangen bei der Bettdecke und dem kitschigen Adventskranz, bis zu ganz praktischen Dingen, wie vernünftigem Besteck, einer Kaffeemaschine oder einem Ständer für sein Baby. Alex griff nach dem Instrument….er hatte seine Gitarre während der Zeit bei Josef eigentlich nie bewusst vermisst….aber jetzt konnte er gar nicht erwarten darauf zu spielen. In den letzten Tagen hatte er tausend Ideen für neue Songs gehabt. Alle über Liebe und ‚allein sein’ und den Sinn des Lebens. Ziemlich schwere Kost, doch das war der Stoff aus dem gute Hits gemacht waren. Für ihn war das Gitarre spielen immer wie eine Art Therapie für die Seele aber heute machte es ihn traurig. Nicht diese chronische Traurigkeit, die ihm seit ihrem Verschwinden wie eine Laus auf der Leber hockte…..nein, eher war er traurig darüber, dass es jetzt definitiv weiter gehen musste. Ohne sie. Beth war verschwunden und er war so dankbar für die geliehene Zeit, die er mit dem kleinen Engel verbringen durfte. Der Himmel hatte es verdammt gut mit ihm gemeint, als er ihm diese Erlebnisse geschenkt hatte. Doch jetzt….jetzt war es Zeit wieder weiter zu machen. Langsam sah er wieder eine Zukunft am Horizont auf ihn warten und diese Zukunft beinhaltete auf jeden Fall Musik. Eine ganze Menge davon, denn schließlich war er jetzt inspiriert bis zu seinem Lebensende. Von ihr! Und er hatte das wieder, was er sich am meisten gewünscht hatte: Seinen besten Freund. Vampir hin oder her. Er vertraute Josef und er wusste, dass nie etwas ihrer Freundschaft im Wege stehen würde. Alex packte seine Sachen aus und fand eine Flasche Whisky zwischen den Socken versteckt. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er schenkte sich ein Glas der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein. „Auf die Zukunft“, prostete er dem leeren Raum zu und nahm auf dem Sofa Platz.
Alex spürte wie sich die Melancholie langsam von hinten anschlich. Auch wenn er bereit war wieder nach vorne zu blicken, konnte er die Erinnerungen an sie nicht verdrängen. Gerade an diesem Ort schien plötzlich ALLES mit ihrer Anwesenheit behaftet. Die Küchenzeile, die letzte leere Eispackung im Mülleimer, die zweite Zahnbürste im Bad, das Bett….Herrgott das Bett…., die geputzten Fenster, die ausgeliehenen und immer noch nicht zurück gebrachen Schlittschuhe. Alex schenkte sich ein weiteres Glas ein und noch eins und noch eins, bis er die traurigen Gedanken im Whisky ersoffen hatte und die Erinnerungen nur noch Glück in ihm hervor riefen. Er überlegte ob Beth dafür, dass sie ihren Auftrag so gut erfüllt hatte, vielleicht befördert worden ist und schmunzelte bei dem Gedanken an ihr stolzes Strahlen. Vielleicht hat sie aber auch Ärger bekommen, weil sie mit ihrem Schützling in der Kiste gelandet war. Oder schlimmer, sie wurde wegen unchristlichem Verhalten aus dem Himmel geworfen….Alex nahm schnell einen weiteren Schluck. Er würde es niemals erfahren. Leise begann er zu singen:
'Cause it's a bittersweet symphony this life
Trying to make ends meet, you're a slave to the money then you die
I'll take you down the only road I've ever been down
You know the one that takes you to the places where all the veins meet, yeah
No change, I can't change, I can't change, I can't change,
but I'm here in my mold , I am here in my mold
But I'm a million different people from one day to the next
I can't change my mold, no, no, no, no, no
Well, I've never prayed,
But tonight I'm on my knees, yeah
I need to hear some sounds that recognize the pain in me, yeah
I let the melody shine, let it cleanse my mind , I feel free now
But the airwaves are clean and there's nobody singing to me now
No change, I can't change, I can't change, I can't change,
but I'm here in my mold , I am here with my mold
And I'm a million different people from one day to the next
I can't change my mold, no, no, no, no, no
Sein Schädel dröhnte, als er erwachte. Er musste im Sitzen eingeschlafen sein. Der Fernseher lief, irgendein bekloppter Moderator versuchte dem Zuschauer einen Bauch-Weg-Gürtel zu verkaufen und Alex tastete nach der Fernbedienung weil die Stimme des Mannes seinen Schädel beinahe explodieren ließ. Sein Blick fiel auf die fast leere Whisky Flasche und er griff nach dem Glas um sich möglichst schnell wieder so betrunken zu machen, dass er von alleine einschlief. Der Gedanke, das erste Mal in dem Bett ohne sie aufzuwachen war niederschmetternd. Alex richtete sich auf und behielt die Jeans und das T-Shirt an, weil es wie immer ganz schön kühl in der schlecht isolierten Bude war und schlürfte müde mit der Whiskyflasche unterm Arm Richtung Bett. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. „Das ist ein Traum!“ sagte er. Ohne Zweifel träumte er, denn auf seinem Bett saß sie:
Seine Traumfrau erhob sich in Windeseile vom Bett und kam auf ihn zu gerannt. Ihre Arme flogen um seine Hals und sie drückte ihn so fest es möglich war. Alex erstarrte, doch dann konnte er nichts weiter tun, als sie ebenso fest zu umarmen. Ein erleichtertes Seufzen entwich ihm, er schloss die Augen und wünschte sich, dass dieser Traum noch andauern würde. Sie fühlte sich so echt an in seinen Armen.
„Warum hältst du mich eigentlich jedes Mal für eine Halluzination?“ Beth sprach die Frage gegen den Stoff seines T-Shirts und ihre Stimme wurde beinahe zwischen den eng zusammengepressten Körpern erstickt.
Sie begann zu weinen. „Ich konnte nicht mehr ohne dich sein“, und zu schluchzen, „Ich hatte das Gefühl als würde mein Herz in zwei gerissen. Ich musste zurück kommen.“
Ein Zittern ließ Alex’ Körper erschüttern. Sie fasste genau die Empfindungen in Worte, die er an dem Morgen, an dem sie verschwunden war gefühlt hatte. War das alles vielleicht doch kein Traum? War sie wirklich zu ihm zurück gekommen? Er entfernte sich ein Stück, um ihr in die Augen sehen zu können, doch seine Hände blieben auf ihren Schultern liegen. Alex konnte sie nicht los lassen, weil die Angst, sie würde verschwinden wenn er es täte ,viel zu groß war. „Beth?“ fragte er, als hätte er sie jetzt erst gesehen.
„Ich scheiß auf den Himmel!“ fluchte sie süß, stampfte mit dem Fuß dabei auf und war ganz aufgewühlt. „Ich will kein Engel mehr sein, wenn das bedeutet, dass ich die Ewigkeit OHNE dich verbringen muss.“ Beth blickte ihn mit großen Kulleraugen an.
Sie hat ‚Scheiße’ gesagt, war sein einziger rationeller Gedanke. Engel fluchen nicht, auch nicht in seinen Träumen. Das konnte nur eins bedeuten... „Du hast dich nicht verabschiedet“, Alex’ Stimme klang traurig und Beth legte eine Hand an seine Wange.
„Ich konnte nicht 'Lebewohl' sagen. Nicht nach dieser wunderschönen Nacht. Ich wollte, dass du dich an diese Nacht erinnerst, nicht an den traurigen Abschied danach. Aber ich hab es nicht ohne dich ausgehalten Alex. Nichts ergab mehr einen Sinn…..ich kann kein Engel mehr sein! Ohne dich bin ich doch gar nicht komplett“, erklärte Beth. Ihre Augen blickten ihn verzweifelt und hilflos an. „Ich bleibe....wenn du mich noch willst“, fügte sie mit einem schüchternen leisen Stimmchen dazu.
Ein Lächeln begann sein Gesicht zu erhellen, als er mit dem Kopf schüttelte: „Ich kann dich gar nicht NICHT wollen, Beth.“ Er schloss sie wieder in seine Arme und flüsterte: „Bitte sag mir, dass das hier kein Traum ist.“
„Kein Traum“, Beth schüttelte den Kopf an seiner Brust und hob dann erneut den Kopf um ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich bin menschlich geworden……für dich. Weil, weil, weil……“, plötzlich begann sie zu stottern und Alex unterbrach sie.
„Ich liebe dich!“, platze es aus ihm heraus und auf einmal trug er sein Herz auf der Zunge: „Jede verdammte Nacht habe ich davon geträumt mit dir zusammen zu sein. Du hast keine Ahnung wie sehr du mir gefehlt hast Beth. Du konntest deinen Auftrag gar nicht bis ins Letzte erfüllen, weil ich DICH zum glücklich sein brauche. Ich will mit dir alt werden, dich heiraten, Kinder, eine Familie….“, er begann ihr Gesicht mit Küssen zu bedecken und flüsterte bei jedem Kuss: „Ich will dich Beth. Bleib bei mir!“
„War das ein Heiratsantrag?“ kicherte Beth unter seinen überschwänglichen Liebkosungen. Ein unglaubliches Glücksgefühl breitete sich in ihrem Körper aus, als sie sah, wie er vor ihr auf die Knie ging……
THE END