"Bittersweet Symphony"Kapitel 18 – ‚A touch of fever’ Er wusste wo es enden würde. Schon als er die Haustür geöffnet hatte wusste er wie es enden würde, denn sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war MUSSTE er sie so nah wie möglich an sich ziehen. Der Weg vom Wald nach Hause hatte länger gedauert als üblich, denn seine Lippen konnten plötzlich keine fünf Minuten ohne sie sein. Also hatten sie alle paar Meter anhalten müssen um in eine wilde Knutscherei zu verfallen und trotzdem war es nicht genug. Hastig schob er den roten Mantel von ihren Schultern, warf seine Lederjacke zusammen mit dem Schal in die nächste Ecke, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste, küsste, küsste….Ihre Lippen, ihre süße Stupsnase, ihre geschlossenen Lider, ihre Wangen, ihre Schläfen ihre Stirn…..Eine Hand löste sich von ihrem Kopf, wanderte über ihre Schulter, streichelte über ihren Rücken und umfasste ihre schlanke Taille während er einen weiteren Schritt auf sie zu machte und seine Hüften an ihre presste. Verdammt, er wusste wo es enden würde, denn er hatte die Schwelle der Anständigkeit schon lange überschritten. Dieses Gefühl, welches plötzlich so unberechenbar in ihm tobte, war berauschend….irgendwie neu…irgendwie nicht zu bändigen und schon gar nicht in Worte zu fassen. Er versuchte sich an einen Moment in seinem Leben zu erinnern, in dem er schon einmal so für eine Frau empfunden hatte, aber er wollte ihm partout keiner einfallen, da gab es einfach nichts Vergleichbares. Es gab nie eine Frau, die so ein überwältigendes Gefühl in ihm auslöste, als müsse er explodieren wenn er nicht auf der Stelle ihre Haut an seiner spüren würde. Klar waren da schon Frauen gewesen, die ihm den Kopf verdreht hatten und er war auch schon durch das ein oder andere Bett gehüpft, aber dabei war es irgendwie immer um Sex gegangen. Nur um Sex.
Alex seufzte und sah seinem Engel in die Augen. Gut, er musste zugeben, dass er auch jetzt darum ging…..aber da war noch etwas anderes. Ein viel intensiveres Gefühl als einfach nur Lust.
„Alex“, unterbrach Beth seine Gedanken. Sie begann sein Gesicht zu küssen wie er ihres geküsst hatte, und hauchte dann ein leises aber wirkungsvolles „...berühr’ mich“, in sein Ohr.
Ihr Wunsch war im Befehl. Niemand würde einem Engel einen Wunsch abschlagen, schon gar nicht wenn er mit nackter Haut und küssen zu tun hatte.
„So wie letzte Nacht…“, flüsterte Beth leicht flehend und Alex schob sie, kaum hatte sie die Worte ausgesprochen rückwärts an die nächste Wand. Dort angekommen ließ er seine Zungenspitze an ihrem Hals entlang gleiten und umschloss ihr Ohrläppchen mit seinen Lippen.
Beth hielt die Luft an. Oh, dieses Kribbeln. „Mir ist so heiß“, flüsterte sie und ihre Stimme klang mit einem mal ganz heiser.
Und mir erst, dachte Alex. Seine Zunge erforschte die süßen Stellen an ihrem Hals und umspielte den Ansatz ihres Kiefers. Zeitgleich stieß er einen rauchigen Seufzer in ihr Ohr, doch dann wurde ihm urplötzlich bewusst, dass Beth gar nicht DIE Art von ‚heiß’ meinte. Er stützte sich mit den Händen von der Wand ab, fast unfähig sich auch nur ein Millimeter von ihr zu lösen und blickte mit einer Tiefen Falte zwischen den Augenbrauen auf seinen Engel. „Heiß?“ fragte er und im gleichen Moment bekam er ein lautes ‚HATSCHI’ als Antwort. Besorgt sah er in ihre glasigen Augen und fühlte ihre Stirn. „Beth, du glühst ja.“ Kopfschüttelnd trat er einen Schritt zurück.
„HAHA….HATSCHI“, nieste sie ihm hilflos entgegen. Erst jetzt bemerkte Alex ihre viel zu roten Wangen. Er nahm Beth bei der Hand und schob sie Richtung Bett. Ohne Zeit zu verlieren begann er in seinem Schrank zu kramen und hob nach einiger Zeit triumphierend ein Fieberthermometer in die Luft. „Mund auf“, befahl er seiner himmlischen Patientin, die inzwischen auf dem Bett Platz genommen hatte und legte es unter ihre Zunge. Voller Sorge beobachtete er, wie die Quecksilber-Säule immer höher und höher wanderte. „40 Grad?“ rief er entsetzt und Beth zuckte zusammen. „Autsch, nicht so laut“, brachte sie knirschend hervor und fasste sich an den Kopf.
„Du hast Fieber“, stellte Alex fest. Logisch. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis dieses leichtsinnig bekleidete Engelchen den ersten Schnupfen bekam. Bei dem Temperaturen. Er hob ihre Beine ins Bett und legte die Decke über den plötzlich so blassen Engel. „Wie fühlst du dich?“ erkundigte er sich, als er sich an die Bettkante setzte.
Beth hustete angestrengt und horchte in sich hinein. Ihr war so schrecklich heiß, also würde sie innerlich glühen oder so. Aber was meinte Alex mit ‚Fieber’? Beth dachte es ist normal, dass ihr von seinen Küssen ganz warm wurde und jetzt sollte sie plötzlich krank sein? „Ich fühl mich irgendwie komisch…“, bemerkte sie und ihre Nase begann zu kribbeln als hätte sich eine Armeisenkolonie darin eingenistet: „HATSCHI!“ Dankbar nahm sie das Taschentuch entgegen, welches Alex ihr gereicht hatte.
„Du bleibst im Bett“, ordnete er mit einem Fingerzeig an und verschwand in die Kochnische von wo aus er ihr: „Ich mach dir einen Tee“, zurief. Beth rutschte tiefer in die Kissen. Ihr Kopf begann zu dröhnen, als Alex den dampfenden Tee neben dem Bett abstellte. Mit einem Mal überkam Beth ein kalter Schauer und ein leichter Schweißfilm breitete sich auf ihrer Stirn aus. Fürsorglich legte ihr Schützling seine kühle Hand auf ihre heiße Haut und linderte damit den schnellen Wechsel aus heißen und kalten Wellen, welche in immer kürzeren Abständen durch ihren Körper zogen. Ohne ein Wort half er ihr aus der Jeans und dem Wollpullover, legte ihr aber seinen Schaal um den Hals und stülpte dicke Socken über ihre Füße. Als er damit fertig war löschte er das Licht und krabbelte zu ihr unter die Decke.
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Ihre Temperatur sank langsam und nach einigen Hustenanfällen war Beth endlich in einen tiefen Schlaf gefallen. Alex war am nächsten Morgen besonders leise, als er sich auf den Weg zur Arbeit machte. Er wollte sie nach dieser anstrengenden Nacht nicht aus dem Schlaf wecken, den sie so dringend benötigte. Und außerdem plante er eine Überraschung, von der sie nichts wissen durfte. Trotzdem hatte er nicht vor zu lange außer Haus zu bleiben, damit er ihren Gesundheitszustand im Auge behalten konnte. Zwar war das Fieber verschwunden, aber wer wusste schon so genau an was für Erkrankungen Engel in der Regel so leiden. Wahrscheinlich war es eine ganz normale menschliche Erkältung. Sie hatte erwähnt, dass sie immer menschlicher wurde, je länger sie auf der Erde war und zum Mensch sein gehört krank werden nun mal dazu…..
Als Beth erwachte bemerkte sie zuerst, dass Alex nicht mehr neben ihr lag. Sie blinzelte. Das Licht schmerzte nicht mehr so stark in den Augen wie gestern und überhaupt fühlte sie sich gar nicht mehr sooo schrecklich wie letzte Nacht. Was noch geblieben war, war diese fast unerträgliche innere Hitze. Sie richtete sich mit schmerzenden Gliedern auf und setzte sich an die Bettkante. Der Raum schien vor ihr zu wabern, und der leichte Schwindel erinnerte Beth an ihren ersten Glühweinrausch. Vorsichtig versuchte sie aufzustehen, denn sie musste dringend zu dem Tiefkühlfach gelangen. Dort wartete nämlich DIE Rettung ihrer Leiden: Eiscreme! Sie schnappte sich eine der runden Packungen und krabbelte schnellstens zurück ins Bettchen. Nachdem die ersten Löffel der kalten Köstlichkeit ihren Gaumen gekühlt hatten und sie sich schon wesentlich besser fühlte, blickte sie im Raum umher. Wo war Alex? Das erste Mal seit Tagen wusste sie nicht wo er war. Wie fürchterlich! Hatte er sie verlassen? Hatte sie etwas falsch gemacht? Die Sache mit dem Küssen war ja noch so neu für sie. Es fühlte sich schrecklich an nicht bei ihm zu sein. Irgendwie so leer, überlegte Beth während sie sich einen Löffel nach dem anderen in den Mund schob.
Alex betrat ein paar Stunden später die Wohnung und fand Beth auf dem Bauch liegen und laut schnarchend auf dem Bett wieder. Neben ihr zwei leere Eiskartons und ein verschmierter Löffel. Er trat an sie heran und sah wie sich ihr halb geöffneter, mit Schokolade umrandeter Mund im Schlaf bewegte, als würde sie irgendjemandem eine nicht hörbare Geschichte erzählen. Er lächelte auf die blonde Frau herab und begann mit den Vorbereitungen. Wenn Beth sah was er mitgebracht hatte, würde sie sicherlich ganz schnell wieder richtig gesund werden.
Beth öffnete die Augen, da war es bereits wieder dunkel. Ein schummriges Leuchten erhellte eine Ecke des Raumes und Beth drehte sich mühevoll um, weil ihr Körper immer noch zu schlafen schien, während ihr Geist bereits hell wach war. Sie hörte ein Rascheln und richtete sich voller Vorfreude Alex wieder zu sehen auf. Nach einem kurzen Schwindelgefühl durch das schnelle Aufstehen sah sie sich im Raum um und was sie dann zu sehen bekam, raubte ihr schier den Atem. Eine wirklich außergewöhnlich hübsch geschmückte Tanne ragte stolz bis fast unter die Decke und die kleinen Lichter an ihren Ästen waren die einzige Lichtquelle in dem kleinen Appartement. Das zarte Papier raschelte, als Alex eine weitere Christbaumkugel aus der Verpackung nahm und sie vorsichtig an einem Tannenzweig befestigte. Er hatte den Baum bereits mit Lametta und kleinen goldenen Engelchen geschmückt und an der Spitze der Tanne glitzerte ein Stern. Beth begann heller zu strahlen, als die Sonne selbst. Sie griff, immer noch gebannt auf den Weihnachtsbaum starrend neben das Bett und tastete nach der angebrochenen Eispackung auf dem Boden. Völlig auf den geschmückten Baum fixiert nahm sie einen vollen Löffel in den Mund und stoppte verwundert in ihren Bewegungen, als sie Alex Lachen hörte.
„Beth du bist krank, warum zum Teufel mampfst du denn ohne Pause Eiscreme?“ er deutete auf die leeren Packungen an ihrer Seite.
„Es hilft!“ Verkündete sie und kam auf leisen Sohlen und mit vollem Mund auf ihn zu. „Der Baum ist einfach wunderschön“, seufzte sie mit vollem Mund und lehnte sich an Alex Brust.