"Bittersweet Symphony"Kapitel 11 – ‚ice cream orgasm’ Nachdem das ungleiche Paar bestehend aus talentfreiem Musiker und seinem stets bemühten Schutzengel ausgiebig die Gemütlichkeit eines späten Frühstücks genossen hatten, verlief der weitere Tag wie immer. Na ja,
FAST wie immer:
Alex schüttelte ungläubig den Kopf. Er saß auf seinem Stammplatz in der Fußgängerzone, mit seiner Gitarre auf den überkreuzten Beinen. Zu seiner Überraschung hatte sich am heutigen Tag eine ganze Menschentraube um seine ‚ein-Mann-Bühne’ versammelt und lauschte gebannt seinen Liedern. Er beobachtete, wie Beth mit dem umgedrehten Hut zwischen den Passanten hin und her lief und jedem ein herzliches Lächeln schenkte. „Dankeschön, vielen lieben Dank“, hört er sie sagen und dann begann er mit einem weiteren Song. Die Melodie für dieses Lied spukte schon eine Weile in seinem Kopf herum, aber wie immer fehlte ihm der richtige Text, das richtige Feeling um den Song zu vollenden. Also beließ er es wie immer bei einer instrumentalen Version seines unfertigen Werkes. Er spielte gerade die letzten Töne, als er von den Saiten aufblickte und Beth’ begeistertes Gesicht sah.
Sie beobachtete ihn schon eine ganze Weile aus dem Publikum heraus und war fasziniert von der Art und Weise wie er und die Gitarre eins zu werden schienen, je länger das Musikstück andauerte. Er spielte konzentriert und gleichzeitig leidenschaftlich. Die Töne, die er dem Instrument entlockte berührten etwas ganz tief in ihr drin und es war, als würde nichts weiter auf der Welt existieren außer Alex und seine Musik. Der schallende Applaus von allen Seiten riss Beth aus ihrer Verzückung. Sie zögerte nicht lange und begann ebenfalls mit überschwänglicher Begeisterung zu klatschen. Schnell zückte sie den Hut und sammelte die wohlwollenden Spenden ein.
„Hey“, ein etwas älterer Mann hielt sie am Arm fest. Seine Haut sah aus wie gegerbt und seine zerlöcherte Kleidung zeugte von einem harten Leben auf der Strasse. Beth blickte fragend zu ihm hoch, als der Mann seinen Griff lockerte und weiter sprach: „Hat dein Freund vielleicht Interesse an einer kleinen Jam-Session?“ Er zeigte auf die Trommel in seiner Hand. „Mir würde ein passender Beat zu seinem Lied einfallen, es könnte ein spontanes Akustik-Konzert draus werden.“ Der blonde Engel sah sich um und kam auf eine Idee. Die Menschen im Publikum warteten auf den nächsten Song aber Alex sah nicht so aus, als hätte er außer Weihnachtsliedern noch mehr musikalische Höhepunkte zu bieten. In Windeseile hatte sie den etwas klapperig wirkenden Drummer am Ärmel gepackt und ihn durch die Menge zu Alex gezogen.
„Er wird uns begleiten“, entschied sie mit einem Tonfall der keine Widerrede zuließ.
Alex zog die Augenbrauen nach oben: „Uns?“ Und ehe er weiter überlegen konnte, was sie damit meinte hörte er sie in einem für Beth untypisch harschen Tonfall: „Spiel das nochmal!“ sagen.
Er zuckte ratlos mit den Schultern und hob verwirrt die Augenbraue. Solche Töne war er von dem sonst so süßen, lieblichen Engel gar nicht gewöhnt.
„Die Melodie von gerade eben“, flüsterte sie und wirkte leicht genervt, weil er so schwer von Begriff war. Alex begann seinen Song also von vorne und hörte, wie Beth dem Trommler ebenfalls ein paar Anweisungen gab. Er musste beinahe über die Art wie sie sprach lachen. Sie klang plötzlich so bestimmend und so aufgeregt, als hätte sie eine Idee…..
Der alte Mann nahm die Trommel zwischen die Beine und nickte, dann stimmte er in Alex’ Rhythmus mit ein. Beth räusperte sich, öffnete den Mund und Alex fiel beinahe vom Glauben ab, als er ihre wunderschöne Stimme hörte:
https://www.youtube.com/watch?v=2Rmil_raUtU(anklicken und 'Beth' Stimme hören) Eigentlich war es allgemein bekannt, dass Engel singen können…aber dass sie so singen können hatte er nicht geahnt. Für eine Millisekunde erstarrten seine Finger auf dem Griffbrett und er konnte nichts weiter tun, als sie anzustarren. Wo zum Teufel hatte sie diesen genialen Text aufgegabelt? Den hat sie sich doch nicht einfach so ausgedacht? Oder etwa doch? Der tosende Beifall und die anerkennenden Pfiffe der Zuschauer überrollten ihn nach dem Song wie eine Lawine und rüttelten ihn aus der merkwürdigen Starre in die ihn ihre Stimme versetzt hatte. Fassungslos sah Alex wie mehr und mehr Dollarscheine in den Hut geworfen wurden, während Beth und der Trommler sich verbeugten. Er selbst blieb sitzen. Wie angewurzelt. Erst nachdem sich das Publikum in alle Winde zerstreut hatte und Beth mit dem neu erworbenen Bandmitglied Kassensturz machte löste Alex sich aus seiner Starre. „Was? Zweihundert Dollar?“ Seine Augen drohten überzuquellen. „So viel Geld?“
Beth schmunzelte zufrieden, schob dem alten Mann seinen Anteil mit einem Zwinkern zu und winkte ihm zum Abschied nach. „Ja, Alex…so viel Geld ist deine Musik wert…“, Beth reichte ihm das Bündel Dollarscheine. „Und was willst du mit deinem neu verdienten Ruhm anstellen?“
„Puh“, vollkommen überfordert schüttelte Alex den Kopf. „Mein Ruhm? Also ich denke du hast da einen nicht ganz unerheblichen Teil beigetragen. Das Lied war wunderschön. Wieso hast du mir nicht gesagt, was für eine unglaubliche Stimme du hast? Meine Güte, du hast mir da gerade eben eine Gänsehaut nach der anderen beschert, Beth.“ Er musste sich stoppen, sonst wäre er noch mehr ins Schwärmen geraten über ihre Stimme, ihre Aura und sonst noch alles an ihr.
Beth’ Wangen färbten sich wieder in diesem süßen rosa, was er so liebte. Sie blickte beschämt zu Boden. „Ach, hör schon auf, Alex. Alle Engel können singen….das ist nichts besonderes, wirklich.“
„Und der Text?“
„Der…der ist mir einfach so eingefallen“, stotterte sie verlegen.
„Das war echt….“, Alex holte tief Luft und suchte nach den richtigen Worten aber fand nichts, was seine Gefühle zum Ausdruck bringen konnte, also stand er auf und nahm seinen begabten Engel einfach in den Arm. Er drückte ihren zarten Körper fest an sich und vergrub sein Gesicht an ihrer Halsbeuge. Es fühlte sich gut an sie so nah zu spüren. So richtig. Nach ein paar innigen Minuten löste er sich von ihr. „Ich habe eine Idee! Beth macht es dir etwas aus wenn wir das Schnittschuhlaufen noch ein bisschen verschieben?“
Sie schüttelte den Kopf. Ihr war plötzlich sowieso alles egal, Hauptsache er würde sie noch einmal so in die Arme nehmen wie gerade eben.
„Gut, dann lade ich dich ein!“
„Wohin?“
Alex reckte sein Kinn vor und zwinkerte ihr auf eine Art zu, die ihr Herz für einen Moment stillstehen ließ. „Lass dich überraschen….“ Er nahm ihre Hand und zog seinen Engel mit. „Erinnerst du dich noch daran was du gestern Abend zu mir gesagt hast?“ fragte Alex und Beth stockte der Atem. Was sie gesagt hatte? Oh je, wer weiß was sie ihm alles in ihrem beschwipsten Zustand gestanden hatte. Sie hoffte inständig, dass es nichts war, was mit seinem knackigen Po oder dem süßen Gecko-Tattoo auf der Brust zu tun gehabt hat. Panisch suchte sie nach einem Ausweg aus dieser peinlichen Situation, aber Alex Hand hatte sich schon viel zu fest um ihre geschlossen, als er sie auf die andere Straßenseite zog.
„Ich hatte dich gefragt, was du gerne einmal tun würdest…..“, begann Alex zu erklären und Beth unterbrach ihn schnell: „Ach, das war alles nur so daher gesagt.“ Sie versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern was sie ihm verraten hatte, aber da war einfach nur ein großes, schwarzes Loch in ihrer Erinnerung. Sie konnte nichts außer den wunderschönen aber viel zu kurzen Kuss in ihr Gedächnis rufen.
Ihr Begleiter blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihr um. „Engel sind ganz schön schlechte Lügner“, entgegnete er mit einem Funkeln in den Augen. Eine eleganten Handbewegung vollführend, öffnete er die Tür des Ladens vor dem er halt gemacht hatte. „Zumindest einen deiner Träume kann ich dir heute erfüllen“, sprach Alex bevor er Beth sanft über die Türschwelle schob.
Als sich die Tür mit einem klingelnden Geräusch hinter ihr schloss staunte Beth nicht schlecht. Sie befand sich in einem Raum, der aussah wie eine Zuckerwelt aus bunten Pastelltönen. Die Wände waren Rosa gestrichen und überall im Raum verteilt standen Ständer mit Bonbons und Zuckerstangen und feinster Schokolade. In der hinteren Ecke des Raumes dröhnte eine riesige Kühltruhe leise vor sich hin und daneben, hinter dem Tresen saß ein dicker, kindlich wirkender Typ mit kurzen Locken. „Hey Logan!“ grüßte Alex freundlich. Logan blickte von seinem Comic auf und begann sofort zu strahlen: „Hey Alex, altes Haus! Mann, dich hab ich ja ne Ewigkeit nicht mehr gesehen….sorry Alter, aber ich kann dir nichts mehr umsonst geben…“, er deutete auf die kleine Überwachungskamera an der Decke, „….der Chef überwacht jeden meiner Schritte.“
Alex nickte verständnisvoll. Logan war in schwierigen Zeiten eine Anlaufstelle für ihn gewesen, wenn die Straßenmusik mal wieder so erfolglos war, dass er noch nicht einmal Geld für ein bisschen was zu essen übrig hatte. „Keine Sorge Logan, heute bezahle ich bar!“ Zum Beweis legte er den Haufen Dollarscheine auf den Tresen und zeigte dann auf Beth, die wie gebannt die zahllosen Eissorten studierte, welche in der riesigen Truhe ausgestellt waren. „Beth möchte jede Sorte probieren und dann darf sie soviel Eis aussuchen, das es für eine ganze Woche reicht.“
Logan legte den Kopf schief: „Das wird ihre Figur ruinieren.“
Alex boxte ihm scherzhaft in den Arm und erklärte: „Das sagt der Richtige. Sie hat noch nie Eiscreme gegessen, also zeig ihr die leckersten Sorten, ja?“
Strawberry Cheesecake, Chocolate Fudge Brownie, Mango Berry Swirl, Cookie Dough, Caramel Chew Chew....Beth schwirrte der Kopf bei all diesen köstlich klingenden Namen. Unbewusst leckte sie sich über die Lippen während Logan sie freundlich begrüßte, den ersten Löffel in einen der Eisbehälter tauchte und ihr ihn schließlich über den Tresen hinweg entgegen hielt. „Probieren Sie das hier. Es ist Schokoladeneiscreme mit dicken Stücken aus heller und dunkler Schokolade, Pecannüssen, Walnüssen und mit Schokolade überzogenen Mandeln darin.“ Beth schnappte nach dem Löffel und ließ die Eiscreme im Mund schmelzen. Eine Geschmacksexplosion breitete sich auf ihrer Zunge aus und sie seufzte genüsslich. „Mein Gott, Alex…..das ist so köstlich, das musst du probieren!“
„Ich bin froh, dass ihr da seid......im Winter ist hier im Laden tote Hose“, sprach Logan zu Alex während er Beth den nächsten Löffel reichte. Er wollte sich gerade über die schlechten Arbeitsbedingungen auslassen, da kam von dem hübschen Engel ein weiteres lautes „Mhhhhhmmmm“. Logan stoppte und sah Beth verwundert an. Sie hatte die Augen geschlossen und musste sich an der Eistheke abstützen, weil dieses Eis einfach soooo gut schmeckte, dass ihr beinahe ganz schwindlig wurde. Als der letzte Happen in ihrem Magen verschwunden war wollte sie sofort mehr von dieser Köstlichkeit und sie bemerkte nicht, dass ihr viel zu gieriger Blick ziemlich Angst einflößend auf den Verkäufer des Zuckerwarenladens wirken musste.
„Wow, die Kleine sieht aus als hätte sie wirklich ‚Spaß’ am Eis essen….ehm, vielleicht sollte ich die Raubtierfütterung lieber dir überlassen…“, stammelte Logan und reichte Alex den Probierlöffel.
Alex lachte und schaufelte eine große Portion Vanilleeis auf den Löffel. Er beobachtete Beth Reaktion, sah wie sie die süße, kalte Masse fixierte als wäre sie die erste Speise seit Jahren voller Hunger und bewegte die Geschmacksprobe langsam auf ihren Mund zu. Sein Gesicht wurde ernst, als sich ihre Lippen öffneten und den Löffel wie in Zeitlupe umschlossen. Die Geräusche, die sie dabei von sich gab, ließen nicht nur das Eis in ihrem Mund schmelzen, sondern auch seine Knie. Um ein Haar hätte er mit geseufzt, als er den nächsten Löffel zwischen ihre Lippen schob.
Ein Räuspern von Logan ließ die Wolke aus rosa Zuckerwatte, die sich um die beiden gelegt hatte verpuffen. Alex schluckte angestrengt und fand nach einer Weile seine Stimme wieder: „Ehm…wie nehmen einen Becher von jeder Sorte!“ entschied er.
tbc...
Ich danke euch fürs liebe Feedback.
PS: Ich habe eine Wette mit Aru laufen, dass dieser Teil mehr Klicks kriegt als alle anderen weil das Wort 'Orgasmus' im Titel auftaucht...lol...tut mir leid falls wir euch falsche Hoffnungen gemacht haben...aber ihr wisst ja wie das Sprichwort heißt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen...das gilt auch für Engel....obwohl...VIELLEICHT machen wir ne Ausnahme, aber nur wenn ihr wieder tonnenweise Feddback abladet.