"Bittersweet Symphony"
und weiter gehts. Wir freuen uns, dass es euch soviel Vergnügen bereitet. Und bedanken uns auf diesem Weg für das zahlreiche Feedback. Außerdem müssen wir uns noch einmal ganz besonders bei Aru bedanken für ihre beta arbeit. Ohne dich wüssten wir nicht mehr wo uns der Kopf steht. *knuddelt mal* Mieze und MissKapitel 02 – Heavenly Illusion Beth betrachtete eine ganze Weile die geschlossenen Lider ihres Schützlings. Er lag nun ganz ruhig da, seine Brust hob und senkte sich unter gleichmäßigen Atemzügen und auf seinen Lippen lag beinahe ein Ausdruck von Frieden. Sie konnte dem Drang nicht widerstehen behutsam mit der Hand eine seiner Wangen zu berühren, die von Dreck verschmiert und von Hunger eingefallen war. Ihre schmale grazile Hand strich liebevoll durch sein kurzes Haar, in dem sich noch eine Tannennadel verfangen hatte, während ihr Blick durch den viel zu kleinen heruntergekommenen Raum schweifte. Der vergilbte Heizkörper in der Ecke des Zimmers gab kein Lebenszeichen von sich, was wohl die frostige Kälte erklärte, die sich als kleine Eisblumen dekorativ an die schmierigen Fensterscheiben gesetzt hatten, und dem ansonsten schäbigen Ambiente einen lieblichen Touch verlieh.
Es war eindeutig zu kalt hier drinnen und das durfte unter keinen Umständen so bleiben. Nachher würde Alex- wie, wenn sie nicht völlig irrte sein Name war- noch krank werden oder schlimmer noch... er könnte erfrieren. Beth überkam eine Gänsehaut bei der Vorstellung und weil es ihre Aufgabe war, alles dafür zu tun, dass dieser arme, hoffnungslose Kerl seine Lebensfreude wieder finden würde, beschloss sie gleich heute Nacht, in ihrer ersten Arbeitsschicht damit anzufangen.
Mit einem mitleidigen Blick bedachte sie den dünnen Fetzen von einer zerlöcherten Wolldecke die neben Alex auf der anderen Seite des Bettes lag. Sie schüttelte verständnislos den Kopf, als sie entdeckte, was unter der Decke verborgen war. Eine alte Gitarre, die Saiten waren rostig und auch schon ziemlich abgegriffen, aber das Instrument wirkte im Großen und Ganzen noch recht akzeptabel. Alex hatte seine Gitarre bis oben zugedeckt und selbst trug er bloß sein dünnes Shirt, die Jeans und Turnschuhe. Beth langte nach der Decke und legte sie vorsichtig über den mageren Körper ihres Schützlings. Er musste ein wirklich großes Herz haben, dachte sie und bei dem nächsten Gedanken zog sich ihr eigenes schmerzend zusammen. Diese Gitarre musste sein ein und alles sein, wenn er sich so rührend um sie kümmerte. Hatte er denn Niemanden sonst?
„ So ist es besser.“, flüsterte eine zarte Stimme, die Decke über Alex glatt streichend.
„ Du sollst es warm haben, damit du dich erholen kannst.“ Sie stand vom Boden auf und schritt, nein tänzelte vielmehr auf den Heizkörper zu. Ihre Bewegungen strahlten so viel Anmut aus, dass man glauben konnte, sie würde geradewegs durch den Raum schweben.
Der blonde zierliche Engel berührte mit einer ebenso zierlichen Hand die Heizröhren, sodass der Raum binnen weniger Sekunden eine angenehmere Temperatur annahm. Beth wusste nicht viel über das Leben auf Erden, aber sie wusste, dass die Menschen es im Winter gern warm hatten. Ihre Azurblauen Augen wanderten noch einmal über die schlafende, völlig erschöpfte Gestalt von Alex. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens nickte die kleine Blondine mit ihrem Kopf, wobei ihre goldenen Locken im Takt ihrer Bewegungen auf und ab wippten.
Sie schloss kurz die dichten schwarzen Wimpern, rief sich etwas in tiefster Konzentration ins Gedächtnis und wenige Sekunden später war die Wolldecke, die Alex Körper einhüllte, nicht mehr dünn und zerfressen sondern flauschig und kuschelig warm...
Am nächsten Morgen erwachte Alex aus einem ungewohnt ruhigen Schlaf. Herzhaft Gähnend streckte er seine eingerosteten Knochen, reckte die langen Glieder und... fühlte sich wunderbar. Moment mal…..Er, der jämmerliche Abklatsch von einem Nichts fühlte sich wunderbar?
Blinzelnd blickten seine schläfrigen Augen in das helle Tageslicht, welches durch die Scheiben ins Zimmer fiel und ihn augenblicklich dazu zwang, die Lider wieder zu senken.
Da waren sie wieder. Die Erinnerungen der letzten Nacht. Er konnte sie ganz deutlich vor sich sehen. Diese lächerlichen Bilder. Wie er auf dem Fenstersims stand und mit rasendem Herzen auf die befahrene Straße hinab blickte…….bereit für den endgültigen Sprung, in einem plötzlichen Anfall von Todessehnsucht dem Ende entgegen fiebernd.
Aus seiner Nase drang ein verächtliches Schnaufen. Nicht einmal das hatte er geschafft. Wie erbärmlich! Selbst zum Sterben war er zu blöd. Es wollte ihm einfach nichts in diesem beschissenen Leben gelingen. Kein Wunder, dass Josef ihn verlassen hatte, war er doch bloß ein Klotz am Bein seines Freundes gewesen.
Schon wieder musste er an Josef denken und die Erinnerungen an seinen besten und einzigen Freund schmerzten erneut wie tausend Nadelstiche die ihm direkt in sein einsames Herz fuhren. Alex beschloss kurzerhand, wenn er sich schon nicht umbringen konnte, einfach für den Rest seines armseligen Lebens auf dieser Matratze zu verbringen. Seltsamerweise fühlte sich eben diese heute irgendwie gar nicht so hart und unbequem an wie sonst. Merkwürdig war das. Überhaupt…..wo kam plötzlich diese Wärme her, die ihn einlullend dazu verlockte sich tiefer in die Decke zu kuscheln, die sich flauschig gegen seine Nase schmiegte? MOMENT MAL!
Warme Decke? Flauschig? Er strich mit dem rauen Handrücken über den Stoff und riss die Augen weit auf.
„Ach du Heilige Scheiße!“, entfuhr es ihm mit kratziger Stimme.
Seine langen Beine strampelten hektisch die Decke weg und er staunte nicht schlecht, als er sich nur in Shorts bekleidet wieder fand. Wo zum Teufel waren seine Sachen? Seine Jeans, die Lederjacke und die Schuhe? Alex versuchte seinen Verstand zu quälen um sich daran zu erinnern, dass er sich ausgezogen hatte, nachdem er in diese LKW Ladung Nadelbäume gefallen war. Aber da war nichts. Abgesehen von... HALT! Gestern hatte er – und da war er ziemlich sicher- eine Frau in seinem Zimmer gesehen. Eine kleine atemberaubend schöne Gestalt mit leuchten blondem Haar und sie hatte irgend so einen Quatsch gefaselt von wegen, er wäre ihr neuer Job und sie sein SCHUTZENGEL.
Alex lachte voller Sarkasmus. „Klar Schutzengel. Und wo ist sie nun die scharfe kleine Blondine?“
Nee! Niemals Alter, schlag dir das aus dem Kopf. Hier gibt’s nur dich und deine Gitarre. Keine hübsche Blondine, das wäre ja auch zu schön um wahr zu sein.Da ertönte plötzlich ein zartes, liebliches Stimmchen aus der kleinen Kochnische in Alex’ Wohnung, welche dieser noch nie so wirklich benutzt hatte. Na wunderbar jetzt bildete er sich auch schon ein, jemanden singen zu hören. Würde dieser Alptraum denn nie enden? JA, genau! Er träumte sicher nur. Deshalb war es auch so schön warm in dieser Bruchbude und es - er atmete tief ein - Was roch denn da so gut? Geradezu köstlich. Sein Magen zog sich vor Hunger zusammen und wie durch Magie angezogen, bewegten sich seine nackten Füße auf die Quelle des Duftes zu, die da in seiner Küche vergnügt vor sich hin pfeifend herum sprang.
„It´s a beautiful day... don´t let it get away... It´s a beautiful day. Touuuuuch meeee, take me to that other place. Teeeaaach meee, I know I´m not a hopeless case.“
Alex rieb sich die Augen und kam näher auf Beth zu, die er noch immer für ein Hirngespinst hielt, auch wenn sich sein Kopf längst nicht mehr so betäubt wie gestern anfühlte. Nein, er fühlte sich sogar erschreckend gut an. So gut wie lange nicht mehr. Der Geruch, der ihn angelockt hatte kam aus dem Backofen vor dem die kleine Blondine nun eine weitere ausladende Umdrehung machte und direkt in ihn hinein krachte.
„ Upsalla! Oh, das tut mir ja so Leid. Ich wusste nicht, dass du schon wach bist“, wollte sie sich gerade mit einem verlegenen Lächeln entschuldigen, als Alex blaue Augen sie wütend an funkelten.
„Was zum Henker geht hier ab? DU bist doch nicht real! Du kannst gar nicht real sein.“ Durch mehrmaliges Blinzeln versuchte er sich von seinen Worten zu überzeugen.
Beth reckte in einer trotzigen Geste ihr Kinn vor: „Ach nein? Und wieso nicht? Ich stehe doch direkt vor dir.“ Sie schnippte mir ihren Fingern und mit einem Mal erschienen wie aus dem Nichts ein Adventskranz in der Mitte des provisorischen Tisches und die Kerzen ergossen ihr warmes, orangenes Licht. „So, jetzt sieht es doch gleich viel weihnachtlicher aus hier drin, findest du nicht auch?“
Langsam glitt ihr Blick über seine nackte Brust, runter zu dem flachen Bauch und noch tiefer zu seinen grauen Boxershorts, die wie sie bemerkte, das einzige waren, was er trug.
„Wenn du deine Sachen suchst, ich hab sie gewaschen und zum Trocknen über die Heizung gelegt“, fiel ihr mit einem Schulterzucken ein und sie zwang ihre Augen wieder einen anderen Fokus zu suchen.
Was hatte sie da gerade gesagt? Diese wahnsinnige Irre von einer Halluzination? Sie hatte seine Sachen gewaschen? Er besaß doch gar keine Waschmaschine!
Alex fuhr sich mit dem Hand übers Gesicht und schloss die Augen. „Gleich wache ich auf... ich wache gleich auf und dann ist alles gut...“, murmelte er immer wieder, sich selbst beruhigend aber als er die Augen auf schlug stand Beth noch immer vor dem Herd, öffnete die Klappe und schob lächelnd ein Backblech mit heiß dampfenden Plätzchen hinaus.
Alex lief das Wasser im Munde zusammen, als Beth die kleinen Kekse vom Blech hob und in eine Schale füllte, von dessen Existenz er bis jetzt gar nichts gewusst hatte. „Ich hoffe du magst Plätzchen“, sagte sie fröhlich und biss herzhaft in den ersten Keks.
Ihr Schützling beäugte skeptisch das ganze Szenario und wollte noch immer nicht glauben was seine Augen sahen. Immer wieder blinzelte er und rieb sich wie verrückt über das Gesicht.
Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wieso war diese engelsgleiche Gestalt noch immer da?
Er gab ihr keine Antwort, obwohl sein Magen leise, in freudiger Erwartung endlich einmal wieder Nahrung zu sich nehmen zu dürfen, knurrte. Kopfschüttelnd lief Alex durch die Wohnung, suchte nach seinen Klamotten und fand diese genau dort wo seine hübsche Erscheinung- okay, nennen wir sie einfach Schutzengel- sie abgelegt hatte. Und OH WUNDER sie waren tatsächlich nicht wieder zuerkennen. Das T-Shirt von dem er immer angenommen hatte, es wäre grau, war in Wirklichkeit weiß und selbst das Leder seiner geliebten Jacke schien zu glänzen. Auch die Löcher in seinen Turnschuhen waren nicht mehr da.
Okay, ich verliere wirklich den Verstand. Nein, ich habe ihn bereits verloren. Das hier ist alles bloß ein böser Streich meiner Fantasie. Ich zähle jetzt ganz langsam bis fünf und dann ist sie weg.„ Eins... zwei...“ Alex verschwand kurz im Bad und spritzte sich eine Ladung eiskaltes Wasser ins Gesicht, in der Hoffnung es würde ihn schlagartig wecken. Nach einer Weile stampfte er energisch zurück in die Küche, die noch immer herrlich duftete, genauso wie er sie verlassen hatte.
„ ...fünf!“ stieß er die letzte Zahl hervor aber Beth wollte einfach nicht verschwinden. Sie hatte sich die Schale mit den Plätzchen geschnappt und saß auf einem der morschen Küchenstühle, blickte versonnen in das Licht der Adventskranzkerze und wand dann ihren goldenen Lockenkopf in Alex Richtung. Ihre sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem warmen Lächeln. Gott, sie lächelte immer zu. Wie ein verdammtes Honigkuchenpferd. Alex verdrehte die Augen, als sie ihn aufforderte sich zu ihr zu setzen. Soviel Zuneigung war er einfach nicht gewohnt und es erschreckte ihn geradezu. Genau wie die Tatsache, dass er ihrer Aufforderung nun wirklich nachkam, sich zu der blonden Schönheit an den Tisch setzte und somit unbewusst den ersten Schritt wagte diesem vollkommen absonderlichen Szenario zumindest einen Funken Glauben zu schenken.
...tbc...